Kükenaufzucht mit einer Glucke – Ablauf und Unterstützung durch den Halter!
Es gibt kaum etwas Schöneres, als einer Glucke mit ihrer Kükenschar zuzusehen. Als Nestflüchter können die Kleinen vieles, was andere Tierbabys noch nicht können. Sie laufen sofort nach dem Schlüpfen und suchen sich ihr Futter selbst.
Dennoch sind sie auf die Wärme und den Schutz ihrer Mutter angewiesen. Und auch der Hühnerhalter kann dazu beitragen, dass sich die Küken zu stattlichen und gesunden Hühnern entwickeln.
Küken brauchen Folgendes für eine gesunde Kükenaufzucht:
- artgerechtes und sicheres Umfeld
- Wärme, Schutz und Geborgenheit
- gutes Futter und Wasser
Das Umfeld
Die Entwicklung der Küken beginnt schon im Ei. Nur wenn die Brut erfolgreich verläuft, schlüpfen gesunde und vitale Küken. Bei der Naturbrut kümmert sich das Huhn um das Wärmen und Wenden der Eier.
Unter der Glucke herrscht eine optimale Bruttemperatur, sodass das komplizierte Einstellen des Brutapparats entfällt. Dennoch kann ein Huhn nur dann erfolgreich brüten, wenn die Voraussetzungen stimmen.
Der verantwortungsbewusste Hühnerhalter separiert die Glucke und bietet ihr ein angenehmes Umfeld. Am besten steht ein eigener Gluckenstall zur Verfügung, der später auch der Kükenaufzucht dient.
Die Henne findet im Gluckenstall Folgendes vor:
- gut gepolstertes Nest mit niedrigem Rand
- abgedunkelte, zugluftfreie Brutecke
- Futter und Wasser in unmittelbarer Nähe
- Sandbad
- ausreichend Platz für sich selbst und die Küken
- angrenzender Freilauf
Im Idealfall ist der Gluckenstall mindestens zwei Quadratmeter groß. Er bietet eine dunkle Ecke zum Brüten und einen helleren, freundlichen Bereich für die Küken.
Im dunklen Bereich befindet sich das Legenest. Dieses ist weich gepolstert und mit einem Rand versehen, damit die Eier nicht versehentlich rauskullern. Ideal ist eine Größe von etwa 40 mal 40 Zentimeter.
In der Nähe des Nestes findet die Henne Futter und frisches Wasser. Sind die Küken geschlüpft, dann trinken diese aus einer speziellen Kükentränke und fressen aus einem extra für Junghühner konzipierten Behälter. Diese Gefäße sind niedriger, sodass die Kleinen gut drankommen und nicht versehentlich ins Wasser fallen und darin ertrinken.
Natürlich sollten genug Einstreu zum Scharren und ein Sandbad vorhanden sein. Im Idealfall grenzt der Gluckenstall an einen engmaschig eingezäunten Freilauf, indem sich die kleine Familie tagsüber vergnügt.
Schutz vor Fressfeinden
Da Küken kleiner sind als ausgewachsene Hühner, sind sie von mehr Fressfeinden bedroht. Nicht nur Fuchs, Marder und Habicht werden ihnen gefährlich, sondern auch Ratten, Mauswiesel, Hauskatzen, Krähen und Elstern trachten den Kleinen nach dem Leben.
Zwar warnt die Glucke die Küken und nimmt sie bei Gefahr unter ihre Fittiche, aber oft reicht der mütterliche Schutz nicht aus. Der Hühnerhalter ist hier in der Pflicht, seine Tiere so gut wie möglich zu schützen – und zwar rundum. Beutegreifer dringen durch alle Ritzen und Löcher, die groß genug sind, um durchzupassen.
Da Küken nicht nur von größeren Tieren bedroht werden, ist selbst auf kleine Schlupflöcher besonders gut zu achten. Alles, wo eine Katzenpfote durchpasst, ist ungeeignet, denn oft angeln die Räuber durch die Gitterstäbe nach den Küken und ziehen sie aus dem Stall, ohne diesen selbst zu betreten. Ideal ist deshalb ein möglichst engmaschiges Volierengitter für den seitlichen Schutz und am besten auch für oben als Barriere gegen fliegende Kükenräuber. Am besten eignet sich ein punktgeschweißtes Gitter aus robustem Draht.
Marder und Füchse können die meisten Sechseckgeflechte problemlos aufbeißen. Wichtig ist außerdem ein Untergrabschutz. Vor allem Füchse sind sehr einfallsreich und ausdauernd, wenn es darum geht, ein Gehege von unten zu knacken.
Am besten ist der Boden des gesamten Auslaufs mit Volierengitter ausgelegt. Darauf kommt dann Erde, sodass das Gitter nicht mehr zu sehen ist. Alternativ dazu biegt man etwa 40 bis 50 Zentimeter des Volierendrahts nach außen um, sodass es den Boden vor dem Gehege bedeckt. Auch das Anbringen eines etwa 50 Zentimeter tiefen, senkrecht verlaufenden Untergrabschutzes ist möglich, aber auch recht aufwendig.
Am häufigsten schlagen Füchse in der Nacht zu. Am Tag ist es für sie kaum möglich, längere Zeit ungestört zu graben. Viele Hühnerhalter schließen deshalb am Abend den Eingang zum Gluckenstall und öffnen den Auslauf erst wieder am Morgen.
Schutz vor Krankheiten
Jungvögel sind anfälliger für Krankheiten als erwachsene Hühner. Deshalb ist es wichtig, den Gesundheitszustand regelmäßig zu kontrollieren und im Bedarfsfall einzugreifen. Wenn ein Küken so krank ist, dass es nicht mehr gesund wird, gehört leider auch das Erlösen zu den Pflichten des Hühnerhalters. Wie beim Schlachthuhn muss man das Tier vor dem Töten betäuben. Das geschieht entweder durch Kopfschlag, oder falls es sich um ein sehr kleines, frisch geschlüpftes Küken handelt, durch einen kräftigen Fingerschnipser. Üblich ist das anschließende Überstrecken der Wirbelsäule.
Schutz durch Impfungen
Es gibt in Deutschland nur eine einzige Pflichtimpfung. Diese schützt vor Newcastle Disease. Im Alter von etwa 14 Tagen erhalten die Küken ihre erste Dosis über das Trinkwasser. Das funktioniert zumeist problemlos.
Eine Auffrischung ist mehrmals im Jahr notwendig. Alternativ dazu spritzt der Tierarzt den Küken einen Impfstoff mit längeren Auffrischungsintervallen. Die Schluckimpfung ist jedoch leichter zu verabreichen.
Aber auch gegen andere Krankheiten hilft ein Impfstoff. Möglich ist zum Beispiel eine Impfung gegen Marek im Alter von bis zu drei Wochen.
Die Vereinsmitglieder holen sich dann den fertig angerührten Impfstoff ab. Das kostet zumeist nur wenige Euro.
Aus diesem Grund ist es auch für Nichtrassezüchter interessant, einem Geflügelzuchtverein beizutreten. Die Jahresbeiträge sind in der Regel geringer als die Kosten für das Impfen direkt beim Tierarzt. Zum Standardprogramm gehört die Newcastle-Impfung. Häufig gibt es aber auch gegen andere Krankheiten vereinsinterne Sammelimpfungen.
Gutes Futter für die Glucke und ihre Küken
Einen Teil des Futters suchen die Tiere zwar im Auslauf, falls ein solcher zur Verfügung steht, aber dennoch benötigt die Hühnerfamilie oft noch eine Extraportion mit ausreichend Nährstoffen für ein gesundes Wachstum. Im Fachhandel gibt es spezielles Küken- und Aufzuchtfutter, das natürlich auch die Glucke mitfressen darf. Dieses sollte rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Die Tiere brauchen außerdem immer Zugang zu frischem Trinkwasser.
Die Vorteile der Kükenaufzucht mit Glucke
Die Kükenaufzucht durch die Glucke bietet gegenüber der Kunstbrut zahlreiche Vorteile. So ist keine Brutmaschine erforderlich und infolgedessen entstehen hierfür auch keine Stromkosten. Die Überwachung des Brutvorgangs inklusive der Temperatur- und Feuchtigkeitseinstellung entfällt.
Nach dem Schlupf ist bei milder Witterung keine Wärmelampe oder Wärmeplatte notwendig.
Die Glucke kümmert sich liebevoll um die Küken, spendet ihnen Schutz, Wärme und Geborgenheit unter ihren Flügeln. Sie kommuniziert mit den Junghühnern und zeigt ihnen das Futter.
Die Kükenaufzucht durch die Glucke ist somit sehr viel artgerechter als in der Kunstbrut. Ein weiterer Vorteil sind die besseren Abwehrkräfte.
Viele Küken aus der Kunstbrut erkranken an Kokzidiose, einer oft tödlich verlaufenden Durchfallerkrankung. Dagegen hilft eine Impfung in den ersten Tagen, ein mit Kokzidiostatikum angereichertes Kükenfutter oder der frühe Kontakt mit den belasteten Fäkalien der Mutter. Der Kontakt mit dem Kot erwachsener Hühner wirkt wie eine Impfung, sodass Küken aus der Naturbrut viel seltener erkranken.
Und zu guter Letzt spart sich der Hühnerhalter eine Menge Arbeit, weil die Glucke die wichtigsten Aufgaben selbst übernimmt.
Wann endet die Kükenaufzucht durch die Glucke?
Die Gluckenaufzucht endet nach etwa acht Wochen. Dann sind die Küken selbständig und können in ein Jungtiergehege oder nach einer behutsamen Eingewöhnung zu den anderen Hühnern umziehen.