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Mykoplasmen beim Huhn – Symptome, Verlauf und Hilfe

Wenn die Legeleistung deutlich nachlässt, die Mastfähigkeit leidet und die Hühner an Gewicht und allgemein an Fitness verlieren, könnte eine Infektion mit Mykoplasmen dahinterstecken.

Die winzigen Prokaryonten sind in vielen Hühnern latent vorhanden und verursachen häufig einen milden Verlauf. Eine hohe Gefahr birgt die Mischinfektion mit weiteren Erregern.


Was sind Mykoplasmen?

Mykoplasmen befallen ausschließlich Wirbeltiere. Sie lieben das körperwarme Milieu. Es gibt insgesamt rund 80 verschiedene Mykoplasmen. Die meisten davon sind wirtsspezifisch.

Mycoplasma synoviae befällt Hühner und Puten, Mycoplasma meleagridis und Mycoplasma iowae tritt fast nur bei Truthühnern auf. Hühnervögel sind besonders häufig von Mycoplasma gallisepticum befallen. Der Erreger besiedelt die oberen Atemwege von Hühnern und Puten.

Mykoplasmen sind Prokaryonten und nehmen unter den Bakterien eine Sonderstellung ein. Sie gehören zur Klasse der Mollicutes und ihre Verbreitung erstreckt sich auf die gesamte Erdkugel. Im Gegensatz zur herkömmlichen Bakterie besitzen sie keine Zellwand.

Sie sind so winzig, dass ein bakteriendichter Filter für sie keine Barriere darstellt. Mykoplasmen sind die kleinsten Mikroorganismen, die sich außerhalb einer Zelle vermehren. Die Erreger heften sich mit Vorliebe auf der Zellmembran fest. Je nach Art erzeugen sie bei ihrem Wirtstier typische Beschwerden.


Symptome der Hühner?

Hühner in gewerblichen Massentierhaltungen zeigen viel häufiger Symptome als die Tiere aus der privaten Hobbyhaltung. Dennoch kommt es hin und wieder vor, dass auch Freilandhühner erkranken. In erster Linie betrifft es Tiere mit einem geschwächten Immunsystem.

Bei erkrankten Hühnern zeigen sich je nach Ausprägung folgende Symptome:

  • Nasen- und Augenausfluss
  • Husten und Niesen
  • Kurzatmigkeit und rasselnde Atemgeräusche
  • Schwellungen im Kopfbereich
  • Kopfschleudern
  • reduzierte Gewichtszunahme
  • Rückgang der Legeleistung
  • seltener Probleme mit dem Genitaltrakt, den Sehnenscheiden und den Gelenken
Schon gewusst? Mycoplasma synoviae zeigt sich in zwei Varianten. Bei der so genannten Gelenksform verschlechtert sich der Allgemeinzustand und es entzünden sich Schleimbeutel, Sehnenscheiden und Gelenke. Die zweite Form manifestiert sich in Atemwegsbeschwerden.

Übertragung und Verlauf der Mykoplasmose

Allgemein erkranken jüngere Hühner schwerer als bereits ausgewachsene Tiere. Infektionen allein mit Mycoplasma gallisepticum verlaufen zumeist mild und chronisch. Viel häufiger ist die gleichzeitige Infektion mit Sekundärerregern wie E. Coli-Bakterien oder der infektiösen Bronchitis.

Die Übertragung erfolgt von den Zuchttieren auf das Ei sowie von Huhn zu Huhn. Über kurze Distanzen ist auch eine Übertragung durch die Luft möglich. Die Einschleppung des Krankheitserregers erfolgt zumeist über zugekaufte Bruteier oder Neuzugänge.

Die Inkubationszeit beträgt ungefähr drei bis zehn Tage. Es kann Tiere jeden Alters treffen. Bereits Embryonen können befallen sein und daran sterben.

Schon gewusst? Die Mykoplasmose verläuft oft ohne klinische Symptome. Die Erkrankung entsteht zumeist erst durch fördernde Faktoren. Dazu gehören zum Beispiel weitere bakterielle und virale Infektionen oder eine allgemeine Schwächung des Huhns. Es ist möglich, dass ein Huhn den Erreger in sich trägt, selbst nicht erkrankt, aber andere ansteckt.

Vorbeugung

Bei den Mykoplasmen handelt es sich um Erreger, die aufgrund der fehlenden Zellwand widerstandsschwächer sind als andere Bakterien. Dennoch ist die Mykoplasmose eine nur schwer auszurottende Krankheit.

Ihre weite Verbreitung verdankt sie ihrem chronischen Infektionscharakter. Befallene Hühner tragen die Erreger monatelang mit sich rum. Vor allem unter Belastung werden die Tiere zum Ausscheider über Schleim und Speichel.

Es gibt verschiedene Methoden der Vorbeugung:

  • Hygiene
  • größeres Platzangebot
  • Impfung
  • vorbeugende Medikamentengabe
  • Keulung betroffener Bestände
  • Zuchtauswahl
  • Hygienemaßnahmen vor einem Neubesatz

Hygiene

Da sich die Erreger der Mykoplasmose durch Körperausscheidungen von einem Huhn auf das andere übertragen, ist eine gründliche Hygiene eine effektive Vorbeugemaßnahme. Dazu gehören unter anderem ein regelmäßiges Wechseln der Einstreu und eine gründliche Reinigung der Wasser- und Futterbehälter. Auch ist es sinnvoll, Neuzugänge vorerst in Quarantäne zu setzen.


Großzügige Laufflächen

Eine zu enge Haltung mit vielen Hühnern auf geringem Raum begünstigt die Mykoplasmose. Bei einer großzügigeren Gestaltung der Stall- und Freilaufflächen verringert sich zumeist die Infektanfälligkeit.


Impfung gegen Mykoplasmose?

Generell ist es möglich, die Hühner gegen Mykoplasmose zu impfen. In der Regel geschieht dies jedoch zumeist nur in größeren Legebetrieben. Es gibt verschiedene, teils auf das Alter abgestimmte Impfstrategien.

Allgemein ist ein mehrjähriger Impfeinsatz in Verbindung mit gründlichen Hygienemaßnahmen notwendig, um den Bestand mykoplasmenfrei zu bekommen. Auf dem Markt sind Impfmittel unterschiedlicher Hersteller, mit verschiedenen Impfintervallen und Verabreichungsformen erhältlich.

Es gibt Lebend- und Totimpfstoffe. Die inaktiven Impfstoffe besitzen eine geringere Wirksamkeit als die Lebendimpfstoffe. Dafür bieten Totimpfstoffe den Vorteil, dass eine Verschleppung des Erregers in den Bestand ausgeschlossen ist.

Die Impfung verfolgt je nach Zusammensetzung folgende Ziele:

  • Schutz vor der Mykoplasmenübertragung im Brutei durch die Elterntiere
  • Schutz vor Atemwegserkrankungen insbesondere bei Masthühnern
  • Vollständige Beseitigung des Erregers aus der Population
  • Erhalt der Legeleistung und Schalenqualität
Achtung: Die Impfung gegen Mycoplasma gallisepticum wird zur Verhinderung eines Legeleistungsrückgangs und zwecks einer besseren Futterverwertung bei Junghennen eingesetzt. Nach der Umstallung zeigen sich zwar deutlich weniger Probleme mit der Legeleistung, die Impfung schützt aber nicht vor einer Infektion.

Medikamentöse Behandlung

Bestimmte Antibiotika eignen sich sowohl für den kurativen als auch vorbeugenden Einsatz. Viele gewerbliche Hühnerhalter verabreichen die Medikamente in den ersten drei Tagen nach dem Besatz oder innerhalb einer Woche nach einem Krankheitsausbruch.

Selbst Bruteier lassen sich bereits antibiotisch behandeln. In der Hobbyhaltung reicht es, auf bestehende Probleme entsprechend zu reagieren. Von einer prophylaktischen Antibiotikagabe ist eher abzuraten.


Tötung befallener Hühner

Vor allem in der gewerblichen Tierzucht ist es oft üblich, befallene Bestände zu keulen. Mit molekularen Untersuchungsmethoden gelingt es inzwischen, mittels eines Luftröhrenabstrichs befallene Tiere abzusondern.


Strenge Zuchtauslese

Es gibt Hühner die anfälliger sind als andere. Durch eine gezielte Auslese ist es möglich, gezielt solche Hühner in der Zucht einzusetzen, die eine geringere Anfälligkeit zeigen.


Wartezeit vor einem Neubesatz

Kommt es nach einer Erkrankungswelle zu einer Bestandssanierung, dann lohnt es sich, die Ställe etwa zwei Wochen im Leerstand zu belassen. Vor der Neubelegung ist es sinnvoll, den Stall gründlich zu reinigen und zu desinfizieren. Als Desinfektionsmittel eignen sich zum Beispiel Kresol- oder Phenolsäure.


Ansteckung von Menschen und anderen Tieren?

Es gibt verschiede Mykoplasmen. Darunter sind auch etliche, die Menschen und andere Wirbeltiere krank machen. Für den Menschen ist Mycoplasma pneumoniae gefährlich. Die Mikroorganismen erzeugen hier unter Umständen Lungen- und Hirnhautentzündungen sowie Anämien.

Mycoplasma genitalium ist für milde Rachen-, Nasen- und Halsentzündungen sowie Infektionen im Genitalbereich verantwortlich.

Mycoplasma gallisepticum, also speziell die Mykoplasmen beim Huhn, stehen im Verdacht, beim Menschen eine Augenbindehautreizung, eine so genannte Konjunktivitis zu verursachen.


Wie lassen sich Mykoplasmen bekämpfen?

Da Mykoplasmen keine Zellwände besitzen, reagieren sie unempfindlich auf Antibiotika, die zur Penicillingruppe gehören. Die Wirksamkeit von Penicillin beruht darauf, die Zellwände der Bakterien anzugreifen. Die Mikroorganismen reagieren hingegen empfindlich auf lipolytische (fettabbauende) und oberflächenwirksame Stoffe. Medikamente der Wirkstoffgruppe der Gyrasehemmer und Tetracycline eignen sich deshalb gut zur Behandlung.

Unser Tipp: Da die Mykoplasmose fast immer mit Sekundärinfektionen einhergeht, bedürfen auch diese einer medizinischen Behandlung.